Wir räumen auf mit den Gerüchten rund um Edge-Storage
Dieser Beitrag wurde von Agnes Rusz Södergård (mechanical engineer at Axis) verfasst und erschien ursprünglich auf unserem englischen Blog. |
SD-Karte ist nicht gleich SD-Karte. Die Edge-Storage-Technologie hat sich weiterentwickelt. Moderne, für die Sicherheit einsetzbare SD-Karten unterscheiden sich sehr stark von herkömmlichen SD-Karten, deren Funktionalität und Lebensdauer eingeschränkt ist.
Videobasierte IP-Sicherheitslösungen werden aufgrund ihrer potenteren Chips immer leistungsfähiger und bieten zusätzliche Funktionen. Dadurch wurden auch leistungsfähigere Speicherlösungen notwendig. Moderne, für die Sicherheit optimierte SD-Karten, müssen belastbarer sein, eine integrierte Verschlüsselung sowie eine Health Monitoring-Funktion bieten. Denn erst die SD-Karten von heute machen eine Netzwerk-Kamera zu einer vollständigen Sicherheitslösung.
Dies gilt selbst an Standorten ohne kontinuierliche Netzwerkverbindung. Denn die SD-Karten ermöglichen, dass Videodatenmaterial „am Rande des Netzwerks“ („on the edge“) und damit direkt auf dem Endgerät abzuspeichern (Edge-Storage). Mit der richtigen SD-Karte können Unternehmen mehr Funktionen und damit mehr Nutzen aus ihrer IP-Videolösung ziehen. Wird das falsche Modell gewählt, stehen viele Funktionen eines Sicherheitssystems nicht zur Verfügung. Nachfolgend räumen wir mit einigen Missverständnissen auf.
Gerücht Nr. 1: Edge-Storage ist nur zur Redundanz sinnvoll
Das stimmt nicht mehr so ganz. Edge-Storage als Backup kann zur Erhöhung der Systemzuverlässigkeit durch kontinuierliche Aufzeichnung – selbst bei Netzwerk- oder Serverausfällen – eingesetzt werden. Viele Unternehmen setzen immer mehr – sozusagen als neuer Standard – Edge-Speicherlösungen erfolgreich als primäre Speicheroption für die Erfassung eines viel größeren Datensatzes inklusive der für Analysen wichtigen Metadaten ein. Wenn beispielsweise ein Radargerät mit einer visuellen Kamera als Teil einer umfassenderen Edge-Lösung in einer Schule installiert und verbunden ist, benötigt das Radargerät eine SD-Karte, um Statistiken zu erfassen, die von der Überwachung der Anzahl und Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Fahrzeuge bis hin zu den Fahrtrichtungen reichen. In diesem Fall stellt die SD-Karte einen wichtigen Primärspeicher dar.
Gerücht Nr. 2: SD-Karten halten nicht so lange wie Netzwerk-Videorekorder (NVR)/Rekorder-Systeme
Auch wenn es stimmt, dass weniger hochwertige SD-Karten eine geringere Lebensdauer als die NVRs haben, sind die auf dem Markt verfügbaren Alternativen, die speziell für die videobasierte Sicherheit optimiert wurden, auf Langlebigkeit ausgelegt. Im Durchschnitt müssen Kameras in IP-Videosystemen nur alle 8-10 Jahre (!) ausgetauscht werden. Einige SD-Karten mit höherer Kapazität schaffen sogar mehr als 10 Jahre. Die enge Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Zulieferern hat die Entwicklung und Spezifikation dieser leistungsstarken SD-Karten ermöglicht, so dass sie besonders resistent sind und eine möglichst hohe Lebensdauer aufweisen. Wenn Sie die richtige Kartengröße wählen und wissen, welche Aufbewahrungszeit Sie benötigen, wird die Karte höchstwahrscheinlich selbst die Kamera überleben.
Gerücht Nr. 3: Edge-Speicher haben nicht die Kapazität für hochwertige Videoüberwachung
Entgegen der landläufigen Meinung kann hochauflösendes Video lokal (und effizient und damit ressourcenschonend) auf hochleistungsfähigen SD-Karten aufgezeichnet werden, entweder als primärer Speicher oder als Redundanz für Failover-Aufzeichnungen bei Verbindungsausfällen. Darüber hinaus kann bei Anwendungen mit begrenzter Bandbreite das Live-Video in niedriger Auflösung abgespielt werden, während das hochauflösende Videomaterial lokal auf der Karte aufgezeichnet wird.
Die Lebensdauer der SD-Karte hängt von der Konfiguration der jeweiligen Kamera ab, die je nach Bewegungserkennung, Alarmereignissen und Tageszeit mit unterschiedlichen Bildfrequenzen und Auflösungen aufzeichnen. So kann beispielsweise die Aufbewahrungszeit einer SD-Karte mit hoher Speicherkapazität (128 GB) je nach Kamerakonfiguration und erforderlicher Auflösung zwischen 20 und 215 Tagen betragen. Selbst bei kleineren SD-Karten mit 64 GB kann die Speicherzeit zwischen 10 und mehr als 100 Tagen liegen.
Gerücht Nr. 4: Der Einsatz von Edge-Storage ist auf serverlose Umgebungen beschränkt
Edge-Storage eignet sich perfekt für eigenständige IP-videobasierte Sicherheitslösungen an Orten ohne Netzwerkanbindung, wie z.B. On-Board-Installationen in Zügen und Bussen. SD-Karten können aber noch viel mehr. Sie sind beispielsweise eine erschwingliche Lösung für Edge Recording, wenn die Netzwerkbandbreite begrenzt oder nicht vorhanden ist. In Verbindung mit einer Video Management Software ermöglicht Edge Storage robustere und flexiblere Videosicherheitssysteme für Installationen in kritischen Infrastrukturen wie Flughäfen oder Nahverkehrsknotenpunkte. In solchen Installationen kann Edge Storage in Kameras, die Ein- und Ausgänge überwachen, ein wichtiger Bestandteil eines strategischen Backup-Plans sein. Viel wichtiger für die Videoanalyse ist jedoch, dass die Edge-Speicherung auch zur Erfassung von Video- und Metadaten (z. B. Statistiken auf einem Radargerät) verwendet werden kann. Diese können im Idealfall dann auf einem Server analysiert werden, um Trends zu erkennen, z.B. Regelmäßigkeiten bzw. wiederkehrende Auffälligkeiten bei der Überwachung einer Straße vor einer Schule.
Gerücht Nr. 5: SD-Karten sind zwar ein „Nice to have“, aber keine strategische Anschaffung
Viele Kameras werden schon inklusive einer SD-Karte geliefert. Das erweckt den Eindruck, dass sie sowieso dazugehört, aber nicht von strategischer Bedeutung ist. Das mag früher so gewesen sein. Heute bietet Edge Storage eine Reihe von Vorteilen, die den Geschäftswert deutlich steigern können. Die Verwendung von nicht hochwertigen SD-Karten in komplexen Edge-Lösungen kann jedoch zu einem falschen Kosten-Nutzen-Verhältnis führen – zwar spart sie anfangs Kosten, verhindert aber langfristig eine optimale Leistung.
Werden mehr SD-Karten eingesetzt (und somit Edge Storage genutzt), können die im Netzwerk eingesetzten Server reduziert werden. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Gesamtkosten, da auch der Aufwand für Betrieb (Anschaffungskosten und Energiebedarf) und Wartung reduziert wird. Durch den Umstieg auf ein hybrides Cloud-System mit einem Mix aus Server- und Edge-Storage-Lösungen können Sie das System an Ihre Anforderungen anpassen und die Kosten für Server durch den Einsatz von mehr Edge-Storage-Lösungen senken. SD-Karten mit hoher Kapazität sind zwar in der Anschaffung teurer als ihre SD-Pendants mit geringerer Kapazität, sie können jedoch strategisch in einem Hybridsystem eingesetzt werden, um die Gesamtbetriebskosten des Systems zu minimieren. Dies wirkt sich letztlich positiv auf das Endergebnis aus.
Obwohl Edge-Speicherlösungen mit hoher Kapazität eine Vielzahl von Vorteilen für jeden Sektor bieten, sollten schließlich noch einige Punkte beachtet werden:
- Ist das Videomaterial mit hoher Bildrate über lange Zeiträume aufzubewahren, um es im Zuge einer Untersuchung von Vorfällen oder aufgrund gesetzlicher Vorschriften zu verwenden, führt dies in der Folge zu Einschränkungen bei der Speicherung am Ereignisort. Daher sollte auf eine regelmäßige Übertragung oder Auslagerung von Daten auf serverbasierte Speicher geachtet werden, um die Daten sicherzustellen.
- Kameras können angegriffen oder physisch beschädigt werden, sei es durch Kriminelle, die glauben, dass ihre Identität aufgezeichnet wurde, oder durch Vandalismus. Entscheidet man sich für Netzwerkgeräte und SD-Karten mit Verschlüsselung, müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass Unbefugte auf die Daten zugreifen, selbst wenn die SD-Karte gestohlen wird. Aber auch hier gilt: Um den Verlust aller Daten durch Diebstahl zu vermeiden, sollte das Material regelmäßig übertragen oder ausgelesen werden.
Die richtige Wahl
Fazit:
SD-Karten unterscheiden sich in ihrer Kapazität und damit ihrer möglichen Nutzung bzw. ihrem Nutzen für den Endnutzer stark voneinander.
Sie müssen für Ihre spezifischen Anforderungen nur die richtige Wahl in Bezug auf Speichergröße und Aufbewahrungszeit treffen, um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Überlegen Sie, wo Sie Edge-Storage-Lösungen einsetzen können, um Effizienzgewinne und Kosteneinsparungen zu erzielen, und wo es sinnvoller ist, auf Optionen wie Rekorder und Server zu setzen. Die richtige Kombination kann den Geschäftswert steigern, indem die Kosten und der Wartungsaufwand für teure NVRs und Server deutlich reduziert werden, aber diese Kombination ist für jeden Kunden und jede Anwendung einzigartig.
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